Seit Mitte Mai ist für Claudia jeder Donnerstag von 16.00 - 20.00 Uhr bereits im Kalender blockiert, denn dann ist sie über das „reden tut gut-Telefon" erreichbar. Und für die Menschen da, die das gerade brauchen. Einfach jemanden zum Zuhören und Reden. Währenddessen ist sie voll und ganz bei der Sache. „Nach besonders emotionalen Gesprächen kann es aber auch sein, dass ich mich schon mal früher auslogge. Da kann ich dann nicht einfach zur Tagesordnung übergehen und das nächste Telefonat annehmen.”
Was erwartet die Menschen, wenn sie anrufen?
„Also starten tut es meist so: Ich hebe ab und sage: 'Reden tut gut-Telefon, guten Tag. Mein Name ist Claudia, was kann ich für Sie tun?’ Das ist mein erster Satz und dann geht es eigentlich eh meist gleich los. Die andere Person sagt dann auch ihren Namen und erzählt, was sie beschäftigt.”
Und wer ruft im Normalfall an?
„Grundsätzlich hatte ich bis jetzt mehr Gespräche mit Frauen. Vielleicht trauen sich die eher und sind offener? Egal, ich habe auch den Eindruck, dass es manchen leichter fällt gewisse Themen mit jemand ganz Wildfremden zu besprechen, als mit der direkten Familie oder Freunden. Denn dort gibt es dann oft gleich wieder Bewertungen und Kommentare. Bei einer komplett fremden Person wie mir, ist das alles vollkommen wertfrei und man kann einfach mal sein Herz ausschütten. Es ist so eine Art telefonischer Bassenatratsch, der aber auch Tiefgang haben kann.”
Wie geht es dann weiter, wenn jemand doch mehr Hilfe benötigt?
„Ich selbst habe keine Ausbildung als Psychologin oder Psychiaterin. Ich bin Musikerin und Privatperson. Für so Fälle haben wir vom Samariterbund Wien während der Einschulung ein Handbuch erhalten, in dem auch Nummern von anderen Beratungsstellen stehen. Den Anrufer*innen erkläre ich dann, dass ich hier nicht mehr weiterhelfen kann und sie bitte die jeweilige Nummer wählen sollen. Bis jetzt waren die Menschen dann auch immer sehr einsichtig und haben sich auch bedankt und gemeint, sie werden dann auch gleich dort anrufen.”
„Vielleicht ist eben im ersten Schritt die Hemmschwelle bei uns nicht so groß. Da ruft man einfach mal an und redet und ich bin eben der letzte Antrieb, der ihnen dann erklärt, ‘rufen Sie doch einfach dort an. Sie werden sehen, die sind sehr nett und können Ihnen weiterhelfen.’”
Um welche Themen geht es vorrangig in den Gesprächen?
„Meistens sind das sehr private Geschichten und Sorgen. Ganz viele drehen sich natürlich um das Thema Corona, und auch die Einsamkeit. Also man merkt wirklich, dass sich viele Leute sehr einsam fühlen und dann jemanden zum Reden brauchen. Genau dafür bin ich dann da.”
Und jetzt noch zu einer ganz persönlichen Frage. Was ist Ihr persönlicher Antrieb, beim Projekt mitzuwirken?
„Das ist ganz einfach: Das Leben besteht aus Geben und Nehmen. Und es ist einfach, ein bisschen Zeit herzugeben für Menschen, die das brauchen und denen das guttut. Es fühlt sich für mich gut und richtig an, so etwas zu tun.”
„reden tut gut" ist eine gemeinsame Initiative, die wir mit der Volkshilfe Wien und dem Pensionistenverband sowie der technischen Unterstützung von helpmobile ins Leben gerufen haben. Unsere Freiwilligen sind unter der Nummer 01 / 35 844 immer Dienstag von 08.00 – 12.00 Uhr auf Deutsch, Mittwoch von 08.00 – 12.00 Uhr (ab 13.10. von 17.00 – 20.00 Uhr) auf Türkisch und Donnerstag von 16.00 – 20.00 Uhr auf Deutsch erreichbar.
Mehr Infos gibt es auch hier: https://redentutgut.wien/