Das betont Alex immer wieder im Gespräch mit uns. Seit 2019 arbeitet die ausgebildete Sozialarbeiterin im Haus Sama. „Die Solidarität war vor allem während Corona sehr spürbar. Der Gemeinschaftsraum musste gesperrt werden, Besuch von außen war kaum möglich und die Zimmer sind sehr klein. Doch die Frauen im Haus Sama haben eine Möglichkeit gefunden, die schwere Zeit gemeinsam zu überstehen. Sie haben gekocht und sich zusammengesetzt, um nicht zu vereinsamen. In der kleinen Gruppe haben sie aufeinander geschaut, waren füreinander da. Sie sind auch für ihre Zimmernachbarinnen einkaufen gegangen, wenn sich eine nicht in den Supermarkt getraut hat.”
Aber auch abgesehen von Corona gibt es einen großen Zusammenhalt zwischen den Frauen. Frau F. hat sich beispielsweise immer um ihre Zimmernachbarin gekümmert, die aus einer heftigen Gewaltbeziehung ins Haus Sama geflüchtet ist. Jedes Mal, wenn die Nachbarin sich besonders einsam gefühlt hat und in der Situation drauf und dran war, wieder zu ihrem Exmann zurückzugehen, hat Frau F. mit ihr gesprochen, sie beruhigt und ihr gesagt, dass sie andere Optionen hat. Und dabei auch immer Alex und ihre Kolleg*innen um Unterstützung gebeten. Einmal, als es besonders brenzlig wurde, hat sie auch für ihre Nachbarin die Polizei gerufen. Sie war ihr immer eine große Stütze und schlussendlich hat Frau F. dazu beigetragen, dass ihre Zimmernachbarin den Kontakt zum Exmann dann auch wirklich abgebrochen und sich ganz auf ihre Zukunft konzentriert hat.
„Ich finde es so toll, dass die Frauen in ihren schwierigen Situationen einander so eine große Stütze sind,“ erzählt uns Alex, die sich mit dem Thema weibliche Wohnungslosigkeit schon lange beschäftigt. „Besonders wichtig ist es, frauenspezifische Angebote in der Wohnungslosenhilfe zu haben. Im Haus Sama wohnen 40 Männer und 10 Frauen, aber wir haben ein eigenes Frauenstockwerk.“ Der Stock ist mit einer eigenen Milchglastür gesichert, wodurch die Frauen mehr Privatsphäre haben. Ob sie Besuch bekommen, entscheiden sie selbst. Sie werden immer von weiblichem Fachpersonal betreut und es ist immer eine weibliche Ansprechperson vor Ort. Jede Woche ist der Gemeinschaftsraum für das „Frauenkistl“ reserviert und kann von den Frauen genutzt werden. Seit Corona ist dieses Angebot aber leider eingeschränkt. „Raum zu schaffen ist immens wichtig, vor allem wenn das Geschlechterverhältnis nicht ausgeglichen ist. Im Haus gibt es eine Frauenbeauftrage und einen Männerbeauftragten und wöchentlich ist auch eine Eine Mitarbeiterin von F.E.M und ein Mitarbeiter von M.E.N vor Ort. Sie bieten zusätzliche vertrauliche Gespräche an. Dieses Angebot wird oft in Anspruch genommen. Wenn die Frauen mal angekommen sind und das Grundbedürfnis Wohnen gestillt ist, haben sie auch etwas mehr Ruhe, um ihre Probleme auch mit einer Psychologin zu besprechen und Möglichkeiten anzuschauen,“ berichtet Alex.