Die Straße ist (k)eine Männerwelt

Die Straße ist (k)eine Männerwelt

Geben wir Frauen einen sicheren Ort und eine Perspektive. 

Ob Flucht vor Gewalt, Scheidung, Krankheit oder finanzielle Probleme nach Jobverlust: Es gibt viele Gründe, warum Frauen ihr Dach über dem Kopf verlieren. Und die Betroffenen werden immer mehr. Viele Frauen flüchten sich in die sogenannte „versteckte Wohnungslosigkeit“ und sind für die Statistik nicht greifbar. Sie verharren in toxischen Zweckbeziehungen, nehmen Erniedrigungen und (sexuelle) Gewalt in Kauf, nur um einen Schlafplatz zu haben. Dieses Phänomen beobachten wir in der Samariterbund Wohnungslosenhilfe schon seit vielen Jahrzehnten: „Wohnungs- und Obdachlosigkeit von Frauen verläuft oft unbemerkt. Umso wichtiger ist es, dass man darüber spricht!“ Wir haben mit betroffenen Frauen und mit ihren Betreuerinnen in unseren Wohnungsloseneinrichtungen gesprochen. Wir haben viele persönliche Geschichten gehört. Denn Frauen in Obdach- und Wohnungslosigkeit dürfen nicht mehr länger überhört und übersehen werden, – damit sie die Unterstützung bekommen, die sie in ihrer schwierigen Situation benötigen.

Im Jahr 2021 waren es 31, im Jahr 2022 29 Frauen und im Jahr 2023 bereits 11 Frauen (Stand Ende April 2023), die in Österreich Opfer eines Femizids wurde. In Österreich hat jede fünfte Frau seit ihrem 15. Lebensjahr bereits physische und/oder sexuelle Gewalt erfahren, jede dritte hat sexuelle Belästigung erlebt. In unseren Häusern der Wohnungslosenhilfe haben fast alle Frauen Gewalterfahrungen.

Eigentlich hatte Anna ihr Leben voll im Griff. Sie mochte ihren Job im Einzelhandel, hatte eine kleine gemütliche Wohnung und einen engen Freundeskreis. Dann lernte die 39-jährige einen Mann kennen, verliebte sich und zog zu ihm. Zu Beginn war die Beziehung harmonisch und sie merkte nicht, dass er sie nach und nach von ihrem Freundeskreis abschirmte. Er wollte ihr Leben bestimmen, war eifersüchtig und drohte ihr. Und dann wurde er gewalttätig. Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus und kam zu uns ins Chancenhaus. Schicksale und Geschichten wie diese erleben wir viele in unseren Einrichtungen der Samariterbund Wohnungslosenhilfe. 

Der Frauennotruf der Stadt Wien ist übrigens unter +43 1 71 71 9 rund um die Uhr erreichbar und bietet unter [email protected] auch E-Mail Beratung an.

Unsere Sozialberaterin Eni steht zudem direkt in unseren Sozialmärkten zur Verfügung. Hier bekommen die Frauen Informationen und wir vermitteln auch an andere Beratungsstellen und Institutionen weiter. Alle Informationen zu den Standorten und Uhrzeiten gibt es auch hier. 

Hilfe hat viele Gesichter – Porträts von Frauen, die Frauen helfen

„Der Blick ist ein anderer.“

Gertrud
Leiterin des Internetcafés ZwischenSchritt für obdach- und wohnungslose Menschen

„Wenn unsere Besucher:innen das Internetcafé betreten, sehen sie sich um. Im Blick der Männer kannst du erkennen, dass sie schauen, ob vielleicht ein Kumpel da ist. Im Blick der Frauen sieht du, dass sie schauen, ob es hier gerade sicher für sie ist. Ob auch andere Frauen da sind. Oder Männer, von denen sie sich bedroht fühlen“, erzählt uns Gertrud, die Leiterin des Internetcafés ZwischenSchritt für obdach- und wohnungslose Menschen

Gertrud hat schon vieles in ihrem Leben gemacht. Begonnen hat ihre Laufbahn mit einer Ausbildung in Theaterpädagogik, dann war sie Buchhändlerin, aber auch mal Sekretärin, bis sie im Alter von 30 Jahren die Ausbildung zur Sozialarbeiterin begonnen hat. Nach einigen Jahren im sozialkulturellen und arbeitsmarktpolitischen Bereich leitet sie seit 2013 unser Internetcafé. Zu diesem Zeitpunkt gab es nur das Konzept und das Kernteam. 

Das Büro auf der Straße

Im ZwischenSchritt können obdach- und wohnungslose Menschen kostenlos im Internet surfen, kopieren, scannen oder etwas ausdrucken. Normalerweise steht ihnen 1 Stunde lang ein PC zur Verfügung und sie bekommen Hilfe von Mitarbeiter:innen, wenn sie Unterstützung brauchen. Und normalerweise können sie zum Selbstkostenpreis im Café etwas trinken. Normalerweise. Seit Beginn der Pandemie mussten natürlich auch hier Einschränkungen getroffen werden. Das Kernteam, das aus ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen besteht, die selbst einmal von Obdach- oder Wohnungslosigkeit betroffen waren, fiel damals weg. Der Cafébetrieb musste eingestellt werden, die PC-Zeit wurde auf 45 Minuten beschränkt und war nur nach Terminvereinbarung möglich. Was davor möglichst niederschwellig war, war durch Corona mit mehr Aufwand verbunden. 

„Das Leben vieler unserer Besucher:innen ist nicht so strukturiert. Ihnen fällt es schwer, einen Termin zu vereinbaren und den dann auch wahrzunehmen“, sagt Gertrud. „Auch der offene, anonyme Zugang und dass die Leute die Zeit haben, die sie brauchen, fiel weg.“

Zunehmende Digitalisierung durch Corona

Und das in einer Zeit, in der Digitalisierung schnell voranschreitet. „Alles fand online statt. Behördenwege, Wohnungs- und Arbeitsvermittlung. Alles Themen, die auch unsere Klientel stark betreffen. Und sie saßen da mit ihren Wertkartenhandys, oft ohne Guthaben und versuchten bestmöglich durchzukommen. Viele von ihnen kommen aus bildungsfernen Schichten und finden sich jetzt in einer digitalisierten Welt wieder, mit der sie nicht oder kaum mithalten können.“ erzählt Gertrud weiter. „Hier geht es auch um finanzielle Nöte, wenn Bezüge verloren gehen, weil die persönliche Betreuung zur Gänze fehlt, oder nur nach Terminvereinbarung möglich ist.“ Eine fehlende Wohnadresse macht dich obdachlos. Eine fehlende E-Mail-Adresse macht dich obdachlos im Cyberspace.

Das Funktionieren ist geblieben, das Soziale ist weggefallen

„Eine bereits ältere Frau kommt jede Woche zu uns, weil sie im Schnitt zwei Bewerbungen pro Woche schreiben muss. Wir haben immer mit ihr geredet und sie hat immer einen Apfelsaft getrunken. Die Aussicht auf einen Job ist bei ihr leider nicht sehr hoch. Sie kam auch während der Lockdowns weiterhin einmal pro Woche. Aber dann ohne Apfelsaft und mit weniger Zeit zum Reden.“

Bitte hilf uns dabei, obdach- und wohnungslose Frauen zu unterstützen. Vielen Dank!

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Weil sie etwas zurückgeben möchten

Das Kernteam unterstützt, gemeinsam mit den hauptamtlichen Mitarbeiter:innen, die Besucher:innen wenn sie Fragen oder Probleme haben. Die Motive für die ehrenamtliche Mitarbeit als Peer im Internetcafé sind vielschichtig. Es geht um ein Wiederreinschnuppern in Arbeitsprozesse, um soziale Kontakte, um Tagesstruktur. Viele von ihnen arbeiten aber auch ehrenamtlich, weil auch ihnen einmal geholfen wurde und sie etwas zurückgeben möchten. Die Hälfte des Teams besteht aus Frauen. 

Öffentlicher Raum ist nie privat

Wenn du auf der Straße lebst, gibt es keinen privaten Raum für dich. Viele Frauen legen sich daher Strategien zu, um nicht hilf- und schutzlos zu wirken. Manche wirken psychisch auffällig oder legen extra Verhaltensweisen an den Tag, um abzuschrecken. Eine Strategie, um sich vor Übergriffen und Belästigungen in einer Männerwelt zu schützen. Denn als Frau auf der Straße bist du gefährdet. Und umso länger du auf der Straße lebst, umso mehr manifestiert sich dein Verhalten“, erzählt Gertrud aus ihren Erfahrungen in der Wohnungslosenhilfe. 

In der Wohnungslosenhilfe kommen alle Probleme zusammen

„Die meisten haben irgendwann ein ‚ganz normales‘ Leben geführt, bis sie dann etwas komplett aus der Bahn geworfen hat. Bei manchen war es eine längere Krankheit, bei anderen der Verlust eines geliebten Menschen, eine Suchterkrankung, ein Alkoholproblem, Jobverlust oder dass ihnen jemand Gewalt angetan hat. Da kann alles plötzlich sehr schnell gehen und du stehst auf der Straße”, erzählt Gertrud. 

Danke, dass ihr Licht in mein Leben gebracht habt

„Das hat eine Klientin einmal zu uns gesagt. Und ich wünsche mir für alle Frauen, dass sie das Licht sehen, wo auch immer es für sie ist“, meint Gertrud zum Abschluss unseres Gesprächs und „Oft wissen wir nicht, was wir bewirkt haben. Wenn Menschen plötzlich nicht mehr zu uns kommen, kann das positiv oder auch negativ sein.“ Aber wir hoffen natürlich, dass wir ganz oft ein ZwischenSchritt auf dem Weg zurück in die Arbeitswelt und die eigene Wohnung sind. 

„Die wenigsten hatten einen leichten Start.“

Sabrina
Soziologin und Wohnbetreuerin im Haus Max Winter

Sabrina ist Soziologin und seit Anfang 2019 Wohnbetreuerin im Haus Max Winter. Und gemeinsam mit einer Sozialarbeiterin ist sie dort auch Frauenbeauftragte. „Diese Funktion habe ich von meiner Vorgängerin geerbt“, erzählt sie uns und ergänzt „Was total super ist, weil ich Frauenthemen besonders wichtig finde.“ Deshalb ist sie auch im Wiener Frauen:arbeitskreis der BAWO (Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe) aktiv. 

Im Haus Max Winter gibt es drei Stockwerke, die nur für Frauen und nur mit einer Chipkarte zugänglich sind. Männer dürfen dort nur hinein, wenn sie auf Besuch sind und mit einer der Bewohnerinnen gemeinsam kommen. Das Haus ist sehr hell und die Frauenstockwerke sind gesäumt von zahlreichen Pflanzen in den Gängen. Viele der Türen stehen offen, damit die vielen Katzen, die hier wohnen, je nach Lust und Laune auch mal zu Besuch in andere Zimmer können. Und die Solidarität unter den Frauen ist groß. 

Es sind Dauerwohnplätze, die hier wohnungslosen Menschen zur Verfügung stehen. Hier können sie bleiben. „Da wohn ich jetzt, bis ich sterbe“, hat uns eine Bewohnerin in einem Gespräch gesagt. Der Altersdurchschnitt der Bewohner:innen liegt bei Mitte 50. Viele sind älter, manche sind seit der Eröffnung da, die derzeit jüngste Bewohnerin ist Anfang 30. Ein Drittel der Bewohner:innen sind Frauen. 

„Man schaut aufeinander“ 

Als Wohnbetreuerin unterstützt Sabrina die Sozialarbeit, begleitet Bewohner:innen, leistet viel Beziehungsarbeit, ist Sprachrohr, kümmert sich bei medizinischen Themen und hat stets ein offenes Ohr. Und dennoch erfahren die Mitarbeiter:innen nicht alles, was im Haus vor sich geht. Denn in vielen Fällen helfen sich die Bewohner:innen untereinander. Wenn eine Frau von ihrem Partner oder einem Fremden psychisch oder physisch verletzt wird, sind es meist die Nachbarinnen die zuerst davon erfahren. Sie hören einander zu, sind füreinander da, spenden sich Trost. Erst wenn sie nicht mehr weiterwissen oder darüber hinaus Hilfe benötigen, wenden sie sich an unsere Mitarbeiter:innen.  

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„Am meisten berührt mich die Solidarität zwischen den Frauen.“

Alex
Sozialarbeiterin im Haus Sama

Seit 2019 arbeitet die ausgebildete Sozialarbeiterin im Haus Sama. „Die Solidarität war vor allem während Corona sehr spürbar. Der Gemeinschaftsraum musste gesperrt werden, Besuch von außen war kaum möglich und die Zimmer sind sehr klein. Doch die Frauen im Haus Sama haben eine Möglichkeit gefunden, die schwere Zeit gemeinsam zu überstehen. Sie haben gekocht und sich zusammengesetzt, um nicht zu vereinsamen. In der kleinen Gruppe haben sie aufeinander geschaut, waren füreinander da. Sie sind auch für ihre Zimmernachbarinnen einkaufen gegangen, wenn sich eine nicht in den Supermarkt getraut hat.“

Aber auch abgesehen von Corona gibt es einen großen Zusammenhalt zwischen den Frauen. Frau F. hat sich beispielsweise immer um ihre Zimmernachbarin gekümmert, die aus einer heftigen Gewaltbeziehung ins Haus Sama geflüchtet ist. Jedes Mal, wenn die Nachbarin sich besonders einsam gefühlt hat und in der Situation drauf und dran war, wieder zu ihrem Exmann zurückzugehen, hat Frau F. mit ihr gesprochen, sie beruhigt und ihr gesagt, dass sie andere Optionen hat. Und dabei auch immer Alex und ihre Kolleg:innen um Unterstützung gebeten. Einmal, als es besonders brenzlig wurde, hat sie auch für ihre Nachbarin die Polizei gerufen. Sie war ihr immer eine große Stütze und schlussendlich hat Frau F. dazu beigetragen, dass ihre Zimmernachbarin den Kontakt zum Exmann dann auch wirklich abgebrochen und sich ganz auf ihre Zukunft konzentriert hat. 

„Dieser Zusammenhalt geht mir auch nach vielen Jahren in der Wohnungslosenhilfe immer noch sehr nahe.“

„Ich finde es so toll, dass die Frauen in ihren schwierigen Situationen einander so eine große Stütze sind“, erzählt uns Alex, die sich mit dem Thema weibliche Wohnungslosigkeit schon lange beschäftigt. „Besonders wichtig ist es, frauenspezifische Angebote in der Wohnungslosenhilfe zu haben. Im Haus Sama wohnen 40 Männer und 10 Frauen, aber wir haben ein eigenes Frauenstockwerk.“ Der Stock ist mit einer eigenen Milchglastür gesichert, wodurch die Frauen mehr Privatsphäre haben. Ob sie Besuch bekommen, entscheiden sie selbst. Sie werden immer von weiblichem Fachpersonal betreut und es ist immer eine weibliche Ansprechperson vor Ort. Jede Woche ist der Gemeinschaftsraum für das „Frauenkistl“ reserviert und kann von den Frauen genutzt werden. Während Corona mussten wir dieses Angebot aber leider einschränken. „Raum zu schaffen ist immens wichtig, vor allem wenn das Geschlechterverhältnis nicht ausgeglichen ist. Im Haus gibt es eine Frauenbeauftragte und einen Männerbeauftragten und wöchentlich ist auch eine Mitarbeiterin von F.E.M und ein Mitarbeiter von M.E.N vor Ort. Sie bieten zusätzliche vertrauliche Gespräche an. Dieses Angebot wird oft in Anspruch genommen. Wenn die Frauen mal angekommen sind und das Grundbedürfnis Wohnen gestillt ist, haben sie auch etwas mehr Ruhe, um ihre Probleme auch mit einer Psychologin zu besprechen und Möglichkeiten anzuschauen“, berichtet Alex.  

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„Die Frauen machen sich selbst etwas vor, weil sie das, was ihnen angetan wurde, sonst nicht aushalten würden.“

Silvia
Wohnbetreuerin im Haus R3

Einige unserer Bewohnerinnen haben einen langen Weg aus Wohnungslosigkeit, Gewalt, Drogen und Prostitution hinter sich, bevor sie dann ins R3 kommen. „Es ist eine Endstation im positiven Sinn“, erzählt uns Silvia, Wohnbetreuerin im Haus R3. Über ihre Gewalterfahrungen reden sie nicht gerne und wenn, wird das Thema von den Frauen oft verharmlost. 

In ihrer Realität ist es für sie normal, dass der Mann sie schlägt. Sie geben sich selbst die Schuld an ihrer Situation und sagen, alles sei ohnehin nicht so schlimm. Viele Frauen haben zum Teil eine ganz andere Eigenwahrnehmung – auch als Selbstschutz. Sie machen sich selbst etwas vor, weil sie das, was ihnen angetan wurde, sonst nicht aushalten würden.“ 

„Die Angst, auf der Straße zu stehen, ist groß“ 

Die Abhängigkeit zu den Partnern ist sehr groß. Auch wenn diese gewalttätig sind, fällt es den Frauen schwer, sich zu trennen. „Diese Beziehungen sind oft die einzige Sicherheit und Vertrautheit, die sie haben. Ihr Selbstwertgefühl ist so gering, dass sie glauben, niemanden Besseren zu verdienen. Sie haben zu wenige Anlaufstellen, die ihnen die nötige Sicherheit geben. Und die Angst, sonst auf der Straße zu stehen, ist groß“, weiß Silvia. 

Das Haus R3 bietet intensive Unterstützung für substanzabhängige Menschen. Einige der Frauen haben – um ihren Konsum zu finanzieren – auch eine Leidensgeschichte an sexueller Gewalt und Prostitution hinter sich. „Sie leben bei irgendwelchen Freunden oder ‚Freiern‘, um nicht auf der Straße zu landen und ertragen vieles, um einfach nur ein Dach über dem Kopf haben. Hier im R3 haben sie erstmals wieder einen Raum für sich, können alleine sein, sich zurückziehen. Auch die Solidarität der Frauen untereinander ist groß. Der Kontakt und der Austausch tun ihnen gut“, erzählt Silvia. 

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„Es dauert lange, bis die Frauen Vertrauen fassen“

Es ist viel Beziehungsarbeit und Einfühlungsvermögen notwendig, um den Frauen im R3 das verlorene Vertrauen wiederzugeben und sie in ihrem Selbstwert zu bestärken. „Die Frauen wünschen sich auf sie zugeschnittene Angebote und gemeinsamen Aktivitäten. Es ist für sie wichtig zu wissen, sie haben eine Andockstelle und persönliche Ansprache, also dass ihnen jemand zeigt, du bist mir wichtig. Sie sind sehr verschlossen und reden wenig über ihre Probleme.“

„Die Corona-Pandemie war auch im R3 eine schwierige Zeit“

Die Frauen haben sich zurückgezogen. Es war noch schwieriger, an sie heranzukommen und Vertrauen aufzubauen. Auch kam es in den Paarzimmern zu mehr Streitereien und Konflikten. Vor Corona gab es Angebote für Frauen – Bastelgruppen, Kinobesuche oder Spaziergänge. Das alles war stark eingeschränkt, und haben wir nach und nach wieder aufgenommen. Denn es braucht genau das mehr spezifische Angebote und eine intensivere Betreuung.

„Ich spüre, dass die Frauen viel zu sagen hätten. Und trotzdem melden sie sich dann nicht mehr. Zu groß ist ihre Angst und ihre Scham.“

Eni
Sozialberaterin Sozialmärkte

Eni arbeitet als Sozialberaterin in unseren Sozialmärkten. Zwischen den einzelnen Terminen spricht sie im Sozialmarkt die Kund*innen direkt an. Sie erzählt von der Möglichkeit, bei ihr Beratung zu bekommen und lädt sie ein, sich mit ihr einen Termin auszumachen, wenn sie Hilfe benötigen.  

„Es gibt immer wieder Frauen, die mich vor Ort direkt ansprechen. Sie sind meist sehr zurückhaltend, schüchtern und sprechen sehr leise. Sie erzählen mir, dass sie Probleme haben und gerne mit mir reden möchten. Zu den Terminen kommen sie dann meistens aber nicht.“ 

„Der Redebedarf ist enorm“ 

Viele dieser Frauen berichten von den Gewalterfahrungen, die sie in ihren Beziehungen haben. Sie erzählen von Partnern, die sie geschlagen und eingeschüchtert haben. Bis sie dann aber tatsächlich den Schritt wagen und sich Hilfe, wie zum Beispiel von unserer Sozialarbeiterin holen, haben sie bereits einen langen Weg hinter sich. Meist haben sie es dann auch schon geschafft, sich aus den gewaltvollen Beziehungen zu lösen und suchen bei Eni meist zusätzliche Unterstützung für ihr neues Leben

Die meisten Frauen sind einfach dankbar dafür, jemanden zu haben, der ihnen zuhört. Denn der Redebedarf ist enorm. Die Frauen bleiben meist sehr lange bei den Männern. Bis sie es gar nicht mehr aushalten, nicht mehr ertragen können“, erzählt uns Eni bei unserem Gespräch.

Es dauert, bis sie genug Mut gefasst haben. Die Angst ist groß. Da geht es vor allem um ganz essentielle Fragen, wo sie überhaupt hinkönnen, wo es Unterstützung gibt und vor allem auch, was mit den Kindern passiert.“

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„Es braucht noch mehr Angebote“ 

Eni ist überzeugt, dass es noch mehr niederschwellige Angebote benötigt. Um die Frauen über Unterstützungsmöglichkeiten zu informieren, aber auch einfach Anlaufstellen und Vertrauenspersonen, die ihnen zuhören und Mut zusprechen. 

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Obdachlosigkeit hat viele Gesichter – Wir geben Frauen eine Stimme

„Ich bin sehr froh, dass ich hier hergekommen bin. Da hab ich alles, was ich brauch.“

Helga
Bewohnerin im Haus Max Winter

„Ich wohne jetzt schon seit 7 Jahren hier im Haus Max Winter“, erzählt uns Helga*, als wir sie in ihrer Wohneinheit im Haus Max Winter besuchen. Früher hat sie mit ihrem Mann einmal in einer Gemeindewohnung gelebt. Als die Kinder dann älter waren, haben sie die Wohnung der Tochter überlassen und Helga und ihr Mann sind gemeinsam nach Niederösterreich aufs Land gezogen. In das Haus seiner Eltern. Irgendwann war die Ehe der beiden jedoch so zerrüttet, dass es zur Scheidung kam, Helga musste aus dem Haus ausziehen, aber eine Wohnung ganz alleine konnte sie sich nicht leisten.

Vorübergehend konnte sie bei ihrer Tochter unterkommen, aber das war auch nicht für lange Dauer. „Jung und Alt, das passt dann irgendwann nicht mehr so zusammen, insbesondere wenn dann auch die Enkerl da sind und es dann zu Konflikten kommt, dass die eine das oder die andere das gesagt hat.“

Über einen Bekannten ist sie auf unser Haus Max Winter gekommen und hat rasch gemerkt, dass sie sich vorstellen kann, hier zu wohnen. Sie ist sehr froh darüber, dass sie eines der größeren Zimmer bekommen hat. Denn kurz vor ihrem Einzug ist Helga mit Nierenversagen im Krankenhaus gelegen ist und war eine Zeit lang auch auf einen Rollstuhl angewiesen. 

„Die Betreuerinnen hier sind alle super nett und helfen einem, wenn man etwas braucht oder sich nicht auskennt. Auch die Ärzte sind gleich da, wenn man was braucht. Gerade mit meiner Nierenerkrankung und Diabetes ist das natürlich auch beruhigend zu wissen.“

Manchmal kommt sie auch ihr Sohn aus Kärnten besuchen, aber auch ihre Tochter und die Enkelkinder kommen vorbei und schlafen manchmal auch da.

Helga wohnt im Haus Max Winter im Frauenbereich, der nur mit einem eigenen Schlüssel zu öffnen ist. Hier kommt also nur jemand rein, wen die Bewohner:innen auch hineinlassen. Helga muss also keine Angst haben, wie sie uns erzählt, “dass sich irgendwer in der Nacht hier auf einmal herumtreibt oder mir auflauert.“ Und auch generell ist der Zusammenhalt im Stockwerk sehr groß und die Bewohnerinnen schauen auch aufeinander. 

Das Haus Max Winter bietet Menschen ein neues Zuhause und Stabilität und Sicherheit. Einen neuen Platz, an dem sie nicht nur sein dürfen, sondern auch sein wollen, das hat sich das Haus Max Winter als Aufgabe gestellt. 

* Name geändert

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„Hier ist mein Zuhause. Woanders will ich auf keinen Fall mehr hin.“

Irma
Bewohnerin Haus Max Winter

Irma* hat ihr ganzes Leben lang immer gearbeitet. Erst als Straßenbahnfahrerin, dann in der Zentrale einer Modekette und später als Bereichsleiterin im Handel. Denn „nur“ Kinder und Haushalt, waren ihr zu wenig und es war ihr wichtig, finanziell unabhängig zu sein und einmal eine eigene Pension zu bekommen. Doch die Familie war Irma immer besonders wichtig. Und so hat sie sich auch vor mittlerweile sieben Jahren – ohne lange zu überlegen – sofort ihrer Nichte geholfen. 

Denn zu diesem Zeitpunkt hatte ihre Nichte Angst, im Zuge ihrer Scheidung die Kinder zu verlieren. Sie lebte mit ihnen in einer Einzimmerwohnung ohne Wasseranschluss. Deshalb hat sich Irma auch schnell bereiterklärt, die Wohnungen zu tauschen. Sie hat ihre Mehrzimmerwohnung verlassen und ist in die kleine Wohnung gezogen. Sie hat die Wohnung der Nichte bezahlt und ihre Nichte ihre.

 

Kurz bevor die beiden für die jeweils andere Wohnung jedoch den unbefristeten Mietvertrag erhalten hätten, hat ihre Nichte sie angerufen und gesagt „Liebe Tante, ich wurde delogiert. Ich brauch’ meine Wohnung zurück.“ Und Irma stand von einem Tag auf den anderen ohne Mietvertrag und Wohnung da. Bei uns im Haus Max Winter hat Irma ein neues Zuhause gefunden. Seit 5 Jahren lebt sie jetzt hier und hat sich ihr Zimmer genau so eingerichtet, wie sie das möchte. Und zeigt es Besucher:innen auch gerne. 

Dieses Jahr wurde Irma auch zur Hausvertrauensperson gewählt. Und das mit absoluter Mehrheit. Die Aufgabe macht ihr wirklich Spaß, als Bindeglied zwischen Bewohner:innen und Betreuer:innen kümmert sie sich um die verschiedenen Anliegen und setzt sich auch immer wieder für Neuerungen und Verbesserungen ein. Ob bei der Anschaffung von Hollywood-Schaukeln, der Errichtung des Geräteschuppens oder bei der Gestaltung des Gartens – Irma setzt sich ein, um alles noch schöner zu gestalten.

Hier ist ihr Zuhause. Woanders hin will sie auf keinen Fall mehr, hier ist sie jetzt daheim. Auch könnte sie sich eine eigene Wohnung gar nicht mehr leisten, ihre Pension ist gering und auf Grund der Schulden ihrer Nichte, kann sie auch nicht mehr in eine Gemeindewohnung. Von ihr hat sie übrigens nie wieder etwas gehört. Ihr Sohn, mit dem sie damals gemeinsam im Haus Max Winter eingezogen ist, ist im Alter von nur 31 Jahren verstorben, das war ein schlimmer Schicksalsschlag für sie. 

In unserem Haus Max Winter bieten wir Menschen ein neues Zuhause sowie Stabilität und Sicherheit. Einen neuen Platz, an dem sie nicht nur sein dürfen, sondern auch sein wollen, das hat sich das Haus Max Winter als Aufgabe gemacht. 

* Name geändert

Bitte hilf uns dabei, obdach- und wohnungslose Frauen zu unterstützen. Vielen Dank!

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„Es hat lange gebraucht, bis ich mich endlich von ihm getrennt und Schutz gesucht habe.“

Anna
Ehemalige Bewohnerin Chancenhaus

Eigentlich hatte Anna* ihr Leben voll im Griff. Sie mochte ihren Job im Einzelhandel, hatte eine kleine gemütliche Wohnung und einen engen Freundeskreis, in dem viel gelacht wurde. Doch dann lernte die 39-Jährige einen Mann kennen, verliebte sich und zog bald zu ihm. Zu Beginn war die Beziehung sehr harmonisch und so merkte sie nicht, dass er sie nach und nach von ihrem Freundeskreis abschirmte. Bald wollte er ihr Leben bestimmen, war eifersüchtig und drohte ihr. Und dann wurde er gewalttätig. Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus und kam zum ersten Mal zu uns ins Chancenhaus.

Bis Anna dann aber tatsächlich bereit war, die Gewaltübergriffe ihres Partners der Polizei zu melden, vergingen viele Wochen. Viele Wochen, in denen sie immer wieder zu ihrem Ex-Partner zurückkehrte. Immer in der Hoffnung, dass er sich doch noch ändern würde. Aber die Drohungen und die Gewalt hörten nicht auf. 

Bei uns hat sie jedes Mal Zuflucht gefunden, wenn sie diese gebraucht hat. Doch erst nach vielen Gesprächen und mit unserer Unterstützung wagte sie dann den wichtigen Schritt zur Polizei. Gegen ihren Ex-Freund wurde eine einstweilige Verfügung ausgesprochen. Er darf nun nicht mehr in ihre Nähe. Und erst dadurch konnte Anna endlich zur Ruhe kommen und neue Kraft schöpfen

Seit Kurzem ist auch ein Traum für sie in Erfüllung gegangen. Anna hat nämlich eine kleine Gemeindewohnung bekommen. Die Adresse ist geheim und sie fühlt sich dort sicher. Vor einigen Wochen war sie im Chancenhaus zu Besuch. Sie hat wieder gestrahlt, sich für die Unterstützung bedankt und erzählt, dass es ihr viel besser geht. 

Schicksale wie dieses haben fast alle Frauen bei uns im Chancenhaus. Abhängigkeiten von Partnern, die gewalttätig sind und keine Menschen in ihrem Umfeld, die sie auffangen. Oft kommen sie vielleicht mal kurz bei Bekannten unter. Manche finden kurz Zuflucht bei Bekannten, doch viele schämen sich auch zu sehr, um Freunde, um Hilfe zu bitten. Um nicht auf der Straße zu landen, ertragen sie die Gewalt weiter und bleiben. Diese Frauen sind nicht sichtbar. Nicht sichtbar im öffentlichen Raum, in der öffentlichen Wahrnehmung. Nicht sichtbar in jeglichen Statistiken. Aber sie sind da. Und sie brauchen unsere Hilfe. Mehr denn je.

Wir helfen den Frauen, wenn sie keine Wohnung mehr haben. Wir geben ihnen einen Raum und Sicherheit. Und wir betreuen und unterstützen sie bei allem, was sie brauchen, um wieder auf die Beine zu kommen.   

*Name geändert

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„Es gab ja auch gute Phasen.“

Marina

 „Wir haben drei gemeinsame Kinder und es gab auch gute Phasen“, erzählt die 33-jährige Marina* unserer Sozialberaterin Eni. Als sie das erste Mal bei Eni in die Sozialberatung kam, hatte sie den schwersten Schritt schon geschafft. Sie hatte sich von ihrem gewalttätigen Mann getrennt. 

Marina hat sehr jung geheiratet und ist dreifache Mutter. Seit der Geburt ihres ersten Kindes war sie daheim und hat sich um die Kinder und den Haushalt gekümmert. Und wurde damit finanziell abhängig vom Vater der Kinder, der für seine Arbeit bezahlt wurde. Schon zu Beginn der Beziehung war ihr Mann gewalttätig, doch mit den Jahren wurde es immer schlimmer. Seine Drohungen und auch die Gewalt nahmen zu. 

Hinter jedem dieser Schritte steht ein unglaublicher Kraftakt

Als dann auch der Sohn anfing, sich gegenüber Marina und seinen beiden Schwestern aggressiv zu verhalten, hat Marina den Schritt gewagt und ihren Mann verlassen. Sie hat Hilfe bei verschiedenen Beratungsstellen bekommen und die Scheidung eingereicht.
Auch eine Ausbildungsstätte hat sie gefunden. Dann hat sie sich an Eni gewandt und um Unterstützung bei der Wohnungssuche gebeten. Mittlerweile haben Marina und ihre Kinder eine Gemeindewohnung bekommen. Hinter jedem dieser Schritte stand ein unglaublicher Kraftakt, doch Marina hat all das in dieser unglaublich belastenden Situation geschafft. 

Schicksale wie jenes von Marina kennt Eni, unsere Sozialberaterin, viele.

Die meisten Frauen bleiben sehr lange bei ihren Männern. Halten vieles aus und lassen Schlimmes über sich ergehen. Finanziell abhängig, haben sie Angst auf der Straße zu landen oder ihre Kinder zu verlieren.

Die Frauen wissen nicht, wo sie Hilfe bekommen und an wen sie sich wenden können. Durch niederschwellige Beratung wie unsere Sozialberatung in den Sozialmärkten zeigen wir den Frauen, dass wir sie nicht alleine lassen. Sie bekommen bei uns Informationen und wir vermitteln auch an andere Beratungsstellen und Institutionen weiter. Und auch du kannst helfen.

*Name geändert

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„Ich muss nimma zurück zu meinem gewalttätigen Ex.“

Gabriele
Ehemalige Bewohnerin Haus Sama

Bis Gabriele* erkannt hat, dass es für sie Alternativen gibt, hat es lange gedauert. Über 10 Jahre hat sie mit ihrem damaligen Partner in einer Gemeindewohnung gelebt. Lange hat das auch gut funktioniert. Sie hatten eine gemeinsame Runde in der Siedlung, man hat sich oft getroffen, gemeinsam gelacht, geplaudert und auch getrunken. Aber dann hat sich der Alkoholkonsum ihres Partners immer mehr gesteigert. Und er wurde gewalttätig.

Je mehr er getrunken hat, umso heftiger wurden die Schläge und die Erniedrigungen. Gabriele hat lange Zeit wirklich viel erduldet und ertragen. Aber irgendwann war es zu viel. Die zierliche Frau hat ihren ganzen Mut zusammengenommen und ist in ein Frauenhaus gezogen.

Dort hat sie gemeinsam mit den Betreuerinnen ihre Möglichkeiten besprochen und eine Wohnungslösung erarbeitet. Mit ihrer Mindestpension – sie hat lange in der Gastro und im Verkauf gearbeitet, meistens waren es aber Teilzeitanstellungen – konnte sich die 60-Jährige nämlich keine eigene Wohnung leisten. Und so hat sie einen Antrag auf eine Unterkunft in der Wohnungslosenhilfe gestellt. Und kam zu uns ins Haus Sama. 

Am Anfang war es besonders schwierig für Gabriele anzukommen. Aus einem Frauenhaus in eine gemischtgeschlechtliche Einrichtung zu kommen, war für sie eine große Herausforderung. Alex und das Team im Haus Sama haben versucht, ihrem großen Schutzbedürfnis nachzukommen. Sie haben eine Wohnung im Frauenstock für sie bereitgestellt, waren immer für sie da, wenn sie über das Erlebte sprechen wollte und ihr immer wieder versichert, dass sie nicht mehr zu ihrem gewalttätigen Expartner zurückmuss. Dass sie im Haus Sama bleiben kann, bis sie eine eigene Wohnung gefunden hat, die sie sich auch leisten kann.  

Bei uns im Haus hat sie dann auch Verbündete gefunden. Frauen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, die sie verstehen, mit denen sie sich austauschen konnte. All das hat geholfen. Gabriele hat sich stabilisiert, sie hat es geschafft, den Kontakt zu ihrem Ex abzubrechen und auch den Kontakt zum gemeinsamen Freundeskreis. Gerade deswegen war es auch so wichtig für sie, neue Bezugspersonen zu finden, die ihr Halt und Sicherheit geben. 

Auch zu Malen hat sie begonnen. „Als sie die Staffelei gesehen hat, war sie so glücklich, dass sie sie ausborgen durfte und einfach drauf losmalen konnte“, erzählt uns Alex, Wohnbetreuerin aus dem Haus Sama. Die Bilder hat sie bei ihrem Auszug dann dem Haus Sama geschenkt. Alex war schon immer sehr beeindruckt, welche Kraft in der kleinen, so unscheinbar wirkenden Frau steckt. Wie sie es in ihrem Leben immer wieder geschafft hat, aus schwierigen Situationen herauszukommen.  

Denn auch aus dieser Situation hat sie es herausgeschafft. Mittlerweile lebt Gabriele in ihrer eigenen kleinen Wohnung. Es geht ihr schon wieder viel besser und sie fühlt sich sehr wohl in ihrer neuen Umgebung.

* Name geändert

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„Ich hab keinen Ort, den ich mein Zuhause nennen kann.“

Andrea 

Andrea*, 50, sitzt verzweifelt bei Eni, unserer Sozialberaterin. Und sie braucht dringend Unterstützung. Aktuell wohnt Andrea bei Herrn H. in dessen Einzimmerwohnung. Noch. Nächste Woche soll er nämlich delogiert werden. Wohin Andrea dann geht? Das weiß sie nicht. Als Andrea aus Rumänien nach Österreich kam, hatte sie viele Hoffnungen auf eine bessere Zukunft. Weg von ihrem gewalttätigen Partner in Rumänien, hin zu einem besseren Leben mit guter Arbeit.

Als 24-Stunden Betreuerin wollte sie bei Herrn H. arbeiten. Geklappt hat das alles aber nicht. Nicht einmal sozialversichert ist Andrea. Als sie in Österreich ankam, stellte sich nämlich heraus, dass Herr H. gar kein Geld für eine Betreuerin hatte. Andrea wusste nicht, wohin sie sonst gehen konnte. Sie kannte ja niemanden, hatte keinen Job und dadurch auch kein Geld. So ist sie bei ihm geblieben. Die Beziehung zu Herrn H. ist schwankend. Sie streiten oft, erzählt Andrea. Aber Alternativen hat sie auch keine. Immer wieder überlegt sie, ob sie zurück nach Rumänien gehen soll. Aber auch dort wartet nichts auf sie. Nun ist sie bei Eni gelandet, die versucht, mit ihr Lösungen zu finden.

Angst vor der Obdachlosigkeit

So wie Andrea leben viele Frauen in Österreich in Zweckbeziehungen, und damit in der versteckten Wohnungslosigkeit. Aus Angst vor der sonst drohenden Obdachlosigkeit. Im besten Fall ist die Beziehung einfach unglücklich, wie bei Andrea, in vielen Fällen stehen aber Gewalt und Erniedrigungen an der Tagesordnung.

Die Frauen wissen nicht wohin, die Aussicht auf der Straße zu landen ist schlimmer als alles, was sie in den vier Wänden des Partners erwartet. Dieses Phänomen beobachten wir in der Samariterbund Wohnungslosenhilfe schon seit vielen Jahrzehnten und auch unsere Expertinnen bestätigen: „Wohnungs- und Obdachlosigkeit von Frauen verläuft oft unbemerkt. Umso wichtiger ist es, dass man darüber spricht!“   

* Name geändert 

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Unterstützung hat viele Gesichter

„Gewalt ist nie eine Lösung.“

Reinhard Nowak
Schauspieler und Kabarettist

„Es ist für mich einfach absolut erschreckend, dass gegen Frauen so viel Gewalt ausgeübt wird“, sagt Reinhard Nowak. „Alleine im vorigen Jahr wurden in Österreich über 30 Frauen von ihren jeweiligen Partnern ermordet.“

„Gewalt ist nie eine Lösung“, steht für den Schauspieler und Kabarettisten fest. „Wir befinden uns aktuell in einer wirklich schwierigen Zeit. Das geht uns allen so und es ist nicht immer einfach, mit seinem Frust und seinen Aggressionen umzugehen. Aber ich muss hier schon ganz klar sagen: Liebe Männer, geht boxen, macht sonst einen Sport, überlegt euch, wie ihr damit umgehen könnt. Aber lasst eure Frauen in Ruhe!“

Reinhard Nowak unterstützt unsere aktuelle Kampagne „Die Straße ist (k)eine Männerwelt“. Denn es ist ihm wichtig, „dass in unserer Gesellschaft wieder mehr soziales Denken einkehrt. Es kann doch nicht sein, dass in einem der reichsten Länder der Welt überhaupt Menschen auf der Straße leben müssen. Auch wenn Obdach- und Wohnungslosigkeit kein neues Thema ist, hat es mich doch sehr überrascht, dass es relativ viele Frauen gibt, die aus den verschiedensten Gründen obdachlos werden. Es ist wichtig, dafür ein Bewusstsein zu schaffen, darauf aufmerksam zu machen. Denn nur so kann betroffenen Frauen die Unterstützung zu Teil werden, die sie in dieser unglaublich schwierigen Situation benötigen.“

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Reinhard Nowak für die Unterstützung unserer Kampagne! 

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„Es ist für mich wichtig, dass sich mehr Menschen, darüber bewusst werden und nicht wegschauen.“

Angelika Niedetzky
Schauspielerin und Kabarettistin

„Als ich von der Kampagne gehört habe, war für mich sofort klar, dass ich hier helfen möchte“, meint Angelika Niedetzky und erzählt uns auch, warum sie unsere Kampagne „Die Straße ist (k)eine Männerwelt“ unterstützt. „In einem der reichsten Länder der Welt, sollte es keine Tausenden Menschen geben, die kein Dach über dem Kopf haben. Wir, die die Möglichkeit haben, müssen hier zusammen helfen.“

Die Schauspielerin und Kabarettistin möchte mit ihrer Unterstützung vor allem eines schaffen: „Ein neues Bewusstsein für das immer größer werdende Gefälle zwischen Wohlstand und Armut. Und für Zusammenhalt.“ Und es ist ihr wichtig, mehr Menschen auf das Thema Wohnungs- und Obdachlosigkeit von Frauen aufmerksam zu machen.

„Es gibt viele Leute, denen es wirklich gut genug geht und die helfen können. Ich habe mir auch gleich vorgestellt, wie ich mich fühlen würde, wenn ich auf einmal ohne ein Dach über dem Kopf dastehen würde. Und ich bin mir dessen bewusst, dass es oft schneller gehen kann, als man glaubt“, meint Angelika Niedetzky und erzählt uns weiter. „Mir sind auch sofort meine bisherigen Erlebnisse von Frauen in Obdach- und Wohnungslosigkeit in Erinnerung gekommen. Mütter mit mehreren Kindern auf den Philippinen, früher gut situierte Frauen, die in Business-Outfits, während der großen Krise in Athen auf der Straße lebten, aber auch Frauen, die in Wien bei klirrender Kälte ums Überleben kämpfen. Das sind extrem starke Erinnerungen, die man nicht einfach so verdrängt.

„Es ist für mich wichtig, dass sich mehr Menschen, darüber bewusstwerden und nicht wegschauen. Reden wir darüber, schauen wir hin und helfen wir gemeinsam. Helfen wir Frauen in Obdach- und Wohnungslosigkeit und unterstützen sie in ihrer schwierigen Situation, so gut es geht.“

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Angelika Niedetzky für die Unterstützung unserer Kampagne.

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„Es gibt leider noch immer zu viele Frauen, die in unserer Gesellschaft unterdrückt und benachteiligt werden.“

Fadi Merza
Ex-Thaiboxer und mehrfacher Weltmeister

Warum Fadi Merza unsere Kampagne „Die Straße ist (k)eine Männerwelt“ unterstützt? „Als ich davon gehört habe, war für mich sofort klar: Bei einer so wichtigen Initiative möchte ich unbedingt meinen Teil dazu beitragen. Nein eigentlich muss. Die steigende Gewalt gegenüber Frauen muss einfach aufhören“, so der Ex-Thaiboxer und mehrfacher Weltmeister weiter. 

„Ich selbst betreibe einen eigenen Kampfsport Club und biete auch immer wieder für von Gewalt betroffene Frauen kostenlose Selbstverteidigungskurse an. Es ist einfach erschreckend zu sehen, dass es so viele Frauen gibt, die in ständiger Angst vor Gewalt leben müssen. Ich selbst habe auch in meinem direkten Umfeld erlebt, dass eine Freundin von ihrem Mann unterdrückt wurde. Er hat sie immer wieder geschlagen und misshandelt.“

Hierzu hat Fadi Merza eine ganz klare Einstellung: „Frauen müssen in unserer Gesellschaft mit Respekt behandelt werden. Wir brauchen Gleichberechtigung von Männern und Frauen in allen Bereichen. Aber auch mehr Schutz und auch Schutzraum für Frauen, damit sie dieser Gewalt, die ihnen in ihrem direkten Umfeld angetan wird, nicht länger ausgesetzt sind. Damit sie das nicht länger ertragen müssen, nur um nicht auf der Straße zu stehen.“ 

Wir möchten Fadi Merza ganz herzlich für seine Unterstützung unserer Kampagne danken. 

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