Irma* hat ihr ganzes Leben lang immer gearbeitet. Erst als Straßenbahnfahrerin, dann in der Zentrale einer Modekette und später als Bereichsleiterin im Handel. Denn „nur” Kinder und Haushalt, waren ihr zu wenig und es war ihr wichtig, finanziell unabhängig zu sein und einmal eine eigene Pension zu bekommen. Doch die Familie war Irma immer besonders wichtig. Und so hat sie sich auch vor mittlerweile sieben Jahren – ohne lange zu überlegen – sofort ihrer Nichte geholfen.
Denn zu diesem Zeitpunkt hatte ihre Nichte Angst, im Zuge ihrer Scheidung die Kinder zu verlieren. Sie lebte mit ihnen in einer Einzimmerwohnung ohne Wasseranschluss. Deshalb hat sich Irma auch schnell bereiterklärt, die Wohnungen zu tauschen. Sie hat ihre Mehrzimmerwohnung verlassen und ist in die kleine Wohnung gezogen. Sie hat die Wohnung der Nichte bezahlt und ihre Nichte ihre. Kurz bevor die beiden für die jeweils andere Wohnung jedoch den unbefristeten Mietvertrag erhalten hätten, hat ihre Nichte sie angerufen und gesagt „Liebe Tante, ich wurde delogiert. Ich brauch meine Wohnung zurück.” Und Irma stand von einem Tag auf den anderen ohne Mietvertrag und Wohnung da.
Bei uns im Haus Max Winter hat Irma ein neues Zuhause gefunden. Seit 5 Jahren lebt sie jetzt hier und hat sich ihr Zimmer genau so eingerichtet, wie sie das möchte. Und zeigt es Besucher*innen auch gerne.
Dieses Jahr wurde Irma auch zur Hausvertrauensperson gewählt. Und das mit absoluter Mehrheit. Die Aufgabe macht ihr wirklich Spaß, als Bindeglied zwischen Bewohner*innen und Betreuer*innen kümmert sie sich um die verschiedenen Anliegen und setzt sich auch immer wieder für Neuerungen und Verbesserungen ein. Ob bei der Anschaffung von Hollywood-Schaukeln, der Errichtung des Geräteschuppens oder bei der Gestaltung des Gartens – Irma setzt sich ein, um alles noch schöner zu gestalten.
Hier ist ihr Zuhause. Woanders hin will sie auf keinen Fall mehr, hier ist sie jetzt daheim. Auch könnte sie sich eine eigene Wohnung gar nicht mehr leisten, ihre Pension ist gering und auf Grund der Schulden ihrer Nichte, kann sie auch nicht mehr in eine Gemeindewohnung. Von ihr hat sie übrigens nie wieder etwas gehört. Ihr Sohn, mit dem sie damals gemeinsam im Haus Max Winter eingezogen ist, ist im Alter von nur 31 Jahren verstorben, das war ein schlimmer Schicksalsschlag für sie.
* Name geändert