Einige unserer Bewohnerinnen haben einen langen Weg aus Wohnungslosigkeit, Gewalt, Drogen und Prostitution hinter sich, bevor sie dann ins R3 kommen. „Es ist eine Endstation im positiven Sinn“, erzählt uns Silvia, Wohnbetreuerin im Haus R3. Über ihre Gewalterfahrungen reden sie nicht gerne und wenn, wird das Thema von den Frauen oft verharmlost.
„In ihrer Realität ist es für sie normal, dass der Mann sie schlägt. Sie geben sich selbst die Schuld an ihrer Situation und sagen alles sei ohnehin nicht so schlimm. Viele Frauen haben zum Teil eine ganz andere Eigenwahrnehmung – auch als Selbstschutz. Sie machen sich selbst etwas vor, weil sie das, was ihnen angetan wurde, sonst nicht aushalten würden.“
Die Abhängigkeit zu den Partnern ist sehr groß. Auch wenn diese gewalttätig sind, fällt es den Frauen schwer, sich zu trennen. „Diese Beziehungen sind oft die einzige Sicherheit und Vertrautheit, die sie haben. Ihr Selbstwertgefühl ist so gering, dass sie glauben, niemanden Besseren zu verdienen. Sie haben zu wenige Anlaufstellen, die ihnen die nötige Sicherheit geben. Und die Angst, sonst auf der Straße zu stehen, ist groß“, weiß Silvia.
Das Haus R3 bietet intensive Unterstützung für substanzabhängige Menschen. Einige der Frauen haben – um ihren Konsum zu finanzieren – auch eine Leidensgeschichte an sexueller Gewalt und Prostitution hinter sich. „Sie leben bei irgendwelchen Freunden oder „Freiern“, um nicht auf der Straße zu landen und ertragen vieles, um einfach nur ein Dach über dem Kopf haben. Hier im R3 haben sie erstmals wieder einen Raum für sich, können alleine sein, sich zurückziehen. Auch die Solidarität der Frauen untereinander ist groß. Der Kontakt und der Austausch tun ihnen gut“, erzählt Silvia.
Es ist viel Beziehungsarbeit und Einfühlungsvermögen notwendig, um den Frauen im R3 das verlorene Vertrauen wiederzugeben und sie in ihrem Selbstwert zu bestärken. „Die Frauen wünschen sich auf sie zugeschnittene Angebote und gemeinsamen Aktivitäten. Es ist für sie wichtig zu wissen, sie haben eine Andockstelle und persönliche Ansprache, also dass ihnen jemand zeigt, du bist mir wichtig. Sie sind sehr verschlossen und reden wenig über ihre Probleme."
Die Frauen haben sich zurückgezogen. Es ist noch schwieriger, an sie heranzukommen und Vertrauen aufzubauen. Auch kommt es in den Paarzimmern zu mehr Streitereien und Konflikten. Vor Corona gab es Angebote für Frauen – Bastelgruppen, Kinobesuche oder Spaziergänge. Das alles ist momentan stark eingeschränkt, wird jedoch sowie es möglich ist, wieder aufgenommen. Denn es braucht genau das - mehr spezifische Angebote und eine intensivere Betreuung.