Die Gurke ist zu krumm, die Kartoffel zu klein und der Apfel hat eine Delle. Grund genug, alles zu entsorgen? Eigentlich nicht. Und doch passiert es täglich. Denn nur „schönes und groß gewachsenes“ Obst und Gemüse wird an die Händler*innen verkauft. Die besonders krumme Gurke will meist keiner. Und so landet sie im Müll.
Aber auch zu viel gekaufte Lebensmittel sind ein Problem. Wer kennt es nicht? Beim letzten Einkauf waren die Augen wieder zu groß, die Pläne am Wochenende haben sich geändert und es wurde nicht alles verarbeitet. Lebensmittel bleiben über, das Mindesthaltbarkeitsdatum rückt näher und schlussendlich landet dann viel zu viel wieder im Müll. Die Produktion von Lebensmitteln verbraucht Ressourcen und belastet die Umwelt. Umso wichtiger ist ein nachhaltiger und bewussterer Umgang. Ein Hinschauen statt Weghauen.
Neben Privatpersonen ist es aber auch für Großküchen und Veranstalter*innen oft schwierig, genau vorherzusagen, wie viel beim Catering tatsächlich gegessen wird. Die aktuelle Corona-Situation macht die Planung oftmals noch schwieriger. Durch kurzfristige Ausfälle oder Absagen bleibt bereits bestelltes und vorbereitetes Essen übrig und landet im Müll.
Das alles musst nicht sein. Nur leider vergessen wir das viel zu oft. Um auf diese Problematiken aufmerksam zu machen und Lösungsansätze zu bieten, hat der Samariterbund Wien nun eine breit angelegte Kampagne gestartet. Die Sozialmärkte des Samariterbund Wiens setzen sich schon seit vielen Jahren mit verschiedenen Initiativen dafür ein, dass Lebensmittel eine zweite Chance bekommen. Als Lebensmittelretter*innen leisten wir einerseits unseren Beitrag für den Klimaschutz leisten und bieten gleichzeitig armutsgefährdeten Menschen die Möglichkeit günstig einzukaufen.
Der Samariterbund Wien gibt die geretteten Lebensmittel an Menschen weiter, die sich einen Einkauf im Supermarkt kaum leisten können.
Die Sozialmärkte des Samariterbund Wiens arbeiten eng mit vielen Wiener Lebensmittelproduzent*innen, -lieferant*innen und -händler*innen zusammen. Und wir sind laufend auf der Suche nach neuen Projektpartner*innen und Lösungen. Bereits jetzt retten wir pro Jahr mehr als 1.000 Tonnen an Lebensmitteln.
Was das bedeutet?
Waren, die nicht mehr in den regulären Verkauf kommen (können), werden an die Sozialmärkte gespendet. Darunter sind Waren, deren Mindesthaltbarkeitsdatum näher rückt oder bereits überschritten ist. Oder Waren mit fehlerhaften/beschädigten Verpackungen, aber auch Überproduktionen und Restbestände.
Wie das funktioniert?
Dahinter steht eine aufwändige Logistik, bei der die Waren von den Firmen abgeholt, von Mitarbeiter*innen sortiert und in den Sozialmärkten, aber auch in den Einrichtungen der Wohnungslosen- und Flüchtlingshilfe des Samariterbundes weiterverteilt werden.
Wir nehmen gerne Lebensmittel entgegen, die leichte Verpackungsschäden aufweisen oder kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums stehen. Voraussetzung ist natürlich, dass sie trotzdem noch zum Konsum geeignet sind. Abgegeben werden können originalverpackte Waren (auch wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum bereits überschritten ist) sowie Obst oder Gemüse. Weitere Informationen erhalten Sie telefonisch unter 01 89 145-371 oder per E-Mail: [email protected].
Seit August 2021 können auch Privatpersonen Lebensmittelspenden in den Sozialmärkten abgeben.
Was das bedeutet?
Gesucht werden vor allem frisches Obst und Gemüse, aber auch originalverpackte Lebensmittel, bei denen das Mindesthaltbarkeitsdatum schon überschritten ist. Selbstgekochtes oder -gebackenes können wir leider nicht annehmen.
Wie das funktioniert?
Lebensmittelretter*innen können die Waren während der Öffnungszeiten in den Sozialmärkten in ihrer Nähe abgeben und der Samariterbund Wien gibt diese an Menschen weiter, die sich einen Einkauf im Supermarkt kaum leisten können.
Weitere Informationen dazu gibt es auch hier.
Gemeinsam mit Impacts Cateringsolutions GmbH, Social food vienna und der Stadt Wien (Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsstelle MA 39) hat der Samariterbund Wien im Jahr 2020 das Projekt Lebensmitteldrehscheibe ins Leben gerufen.
Was das bedeutet?
Von Großküchen bis hin zu größeren Veranstaltungen mit Catering. Oft ist es schwierig, genau vorherzusagen, wie viel atsächlich gegessen wird. Und der Rest landet meist im Müll. Genau hier setzt das Projekt Lebensmitteldrehscheibe an und organisiert die Weitergabe von Speisen, die bei Kantinen und Caterings in ganz Wien und Umgebung übrigbleiben.
Wie das funktioniert?
Der Samariterbund Wien übernimmt als Logistik-Partner die unkomplizierte und schnelle Abholung der noch genießbaren Lebensmittel und gibt diese an Menschen in Einrichtungen für Wohnungslose und Flüchtlinge sowie in unseren Sozialmärkten an die Kund*innen weiter.
Dieses nachhaltige Engagement wurde 2021 mit dem Nachhaltigkeitspreis der Stadt Wien ausgezeichnet.
Derzeit ist eine Ausweitung des Projekts mit weiteren Kooperationspartner*innen geplant. Falls auch Sie Partner*in der Lebensmitteldrehscheibe werden möchten, melden Sie sich bitte unter [email protected]
Die Kund*innen unserer Sozialmärkte sind Menschen mit geringem Einkommen – Alleinerziehende, Familien, Pensionist*innen mit Mindestpension. Bei uns können sie Dinge des täglichen Bedarfs kostengünstig kaufen. Das laufende Warenangebot reicht von Brot, Milchprodukten, Teigwaren, Obst und Gemüse bis hin zu Hygieneartikeln. Die Preise liegen deutlich unter jenen des Diskonthandels, um das Haushaltsbudget etwas zu entlasten.
Rund 17.000 Menschen kaufen jährlich in unseren Sozialmärkten ein. Sie schätzen es, sich in den Sozialmärkten – wie in jedem anderen Supermarkt auch – ihre Lebensmittel selbst auswählen zu können. Dabei kostet zum Beispiel ein Kilo Brot zwischen 20 und 50 Cent, ein Fertiggericht rund 60 Cent. Das System unserer Sozialmärkte stärkt das Selbstwertgefühl der Menschen, indem es ihnen möglich ist, sich trotzdem selbst ihre Lebensmittel kaufen zu können und eben nicht auf Spenden angewiesen zu sein.
Weitere Informationen zu den Voraussetzungen für einen Einkauf in unseren Sozialmärkten gibt es hier.