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Zwischen Beatdrops und Blaulicht

Wie der Samariterbund für einen sicheren Konzertsommer 2025 sorgt. Und welche Rolle der Klimawandel dabei spielt.

Sobald die Temperaturen steigen, beginnt für den Samariterbund die heiße Phase – im wahrsten Sinne des Wortes. Ob Festivals, Sportevents oder Stadtfeste: Unsere ehrenamtlichen Sanitäter:innen sind im Einsatz, wo viele Menschen zusammenkommen. Meist im Hintergrund, sorgen sie mit großer Kompetenz dafür, dass Veranstaltungen sicher über die Bühne gehen.

Erste Hilfe im Takt der Musik

Wenn Zehntausende feiern, tanzen und singen, sind unsere Teams vor Ort – mit Notfallrucksäcken, Funkgeräten und kühlem Kopf. Gerade bei Festivals kann der Weg von Euphorie zu Ernstfall kurz sein: Hitze, Alkohol, Gedränge, lange Wartezeiten (und so mancher Moshpit) fordern ihren Tribut. Von Kreislaufproblemen über Schnittwunden bis zu Sturzverletzungen – unsere Einsatzkräfte begegnen der ganzen Palette.
„Manchmal reicht Zuspruch oder ein kleines Pflaster, manchmal braucht’s einen Rettungstransport“, sagt Daniel Hager, Landesrettungskommandant in Kärnten. Im Vorjahr leitete er den Sanitätsdienst bei zwei Rammstein-Konzerten in Klagenfurt – mit rund 120 Einsatzkräften aus vier Bundesländern. Volles Stadion, volle Lautstärke – und mittendrin der Samariterbund. Die nächste große Herausforderung steht auch schon bevor: Am 14. September wird Robbie Williams das Wörthersee Stadion zum Beben bringen, und wieder werden Daniel Hager und sein Team für Sicherheit sorgen.

LIDO Sounds: Gut geplant ist halb geholfen

Kurz nach Erscheinen dieses Magazins, am 27. Juni, verwandelt sich auch das Urfahraner Jahrmarktgelände in Linz wieder in ein pulsierendes Festivalgelände – dann geht das LIDO Sounds Festival 2025 über die Bühne. Mit angesagten Acts wie AnnenMayKantereit, RAF Camora oder den Beatsteaks wird es für viele der musikalische Höhepunkt des Sommers. Mitten im Geschehen: die Einsatzteams des Samariterbund Oberösterreichs.
„Die Vorbereitungen laufen bereits seit mehreren Monaten“, erklärt Landesrettungskommandant Michael Gruber. „Wir arbeiten dabei mit sogenannten ‚Planungszellen‘ – das heißt, wir teilen die Fachbereiche wie Personal, Material, IT und Presse auf eigene Teams auf. Diese treffen sich regelmäßig im Vorfeld und stimmen sich ab.“
Auch die Zahl der verkauften Tickets spielt bei der Einsatzplanung eine große Rolle: „Je mehr Besucher:innen, desto mehr Personal benötigen wir.“ Nach aktuellem Stand werden rund 50 „Sanis“, drei Notärzt:innen und ein Logistik-Team vor Ort sein. Insgesamt stehen etwa 200 Samariter:innen bereit, um einen sicheren Festivalablauf zu gewährleisten.

Wetterkapriolen als Sonderdisziplin

Sturmwarnungen, Starkregen oder glühende Hitze: Das Wetter bleibt eine der größten Unbekannten bei Freiluftveranstaltungen. „Ich habe den Eindruck, dass die Bedingungen immer extremer werden – der Klimawandel macht auch vor Events nicht halt“, sagt Gruber. Umso wichtiger ist ein umfassendes Sicherheitskonzept, das auch Notfallszenarien wie Wetterumschwünge berücksichtigt. Diese Szenarien werden im Vorfeld gemeinsam mit Veranstalter, Polizei und Security in sogenannten „kalten Lagen“ simuliert. „Das ist wie ein Planspiel – damit im Ernstfall jeder Handgriff sitzt“, erklärt Gruber. Während der Veranstaltung ist sogar ein Meteorologe im Event Control Center anwesend und informiert in Echtzeit über Wetteränderungen. 

Das LIDO Sounds findet auf einem asphaltierten Gelände statt, Hitze ist daher eine besondere Herausforderung: „Unsere Teams arbeiten im Schichtbetrieb, achten auf Pausen und ausreichend Flüssigkeit. Sonnencreme und Kappen gehören zur Grundausstattung“, erklärt dazu Gruber. Eine wichtige Lehre aus dem Vorjahr: Zeltambulanzen brauchen bei großer Hitze eine Klimatisierung. Damals wurden kurzfristig Geräte organisiert – heuer ist man besser gerüstet. Mit neuen Heiz-, Kühl- und Lüftungsaggregaten wird eine professionelle Temperierung der Sanitätszelte von Anfang an sichergestellt.

Von Wien bis Wiesen – Einsatz quer durchs Land

Ob LIDO Sounds, Robbie Williams-Konzert, Donauinselfest oder Wiesen Festivals: Die Einsatzteams des Samariterbundes sorgen österreichweit für sichere Veranstaltungen – getragen vor allem von Ehrenamtlichen.

Doch wie erlebt jemand wie Michael Gruber, der ganz genau weiß, was es braucht, um Großevents gut zu betreuen, solche Veranstaltungen privat? „Ich gehe nach wie vor gerne auf Konzerte – ganz egal, welcher Art“, sagt der Linzer mit einem Lächeln. „Die Stimmung unter den Leuten ist immer großartig, und wenn dann noch gute Musik gespielt wird, ist das einfach ein lässiges Erlebnis.“ 

Aber auch privat bleibt sein Blick für Sicherheit geschärft – wenn auch meist unbewusst: „Wenn ich ein Veranstaltungsgelände betrete, achte ich automatisch auf Fluchtwege“, erzählt Gruber. „Das hat sich einfach eingeschlichen, weil in meiner Ausbildung und bei vielen Gesprächen immer wieder betont wird, wie wichtig das Thema ist.“ Trotzdem kann er die Events entspannt genießen: „Ich weiß, dass im Hintergrund Profis arbeiten – das gibt mir ein gutes Gefühl.“