Pflegebereich: Gesund bis zur Pension arbeiten

39 Prozent der burgenländischen Arbeitnehmer:innen zweifeln laut Arbeitsklima-Index 2023 daran, dass sie gesund in Pension gehen können. Vor allem im Pflegebereich sind Beschäftigte oftmals mit psychischen und physischen Herausforderungen konfrontiert. Der Samariterbund Burgenland setzt gezielte Maßnahmen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken.

Obwohl die Pandemie ausgestanden ist, sind die Werte psychischer Belastungen und der körperliche Stress nach wie vor auf einem wesentlich höheren Niveau als vor Corona. Vier von 10 Burgenländer:innen halten es für unwahrscheinlich, ihren Beruf bis zur Pension ausüben zu können. 

Der Arbeitsklima-Index 2023 (Datenbasis: 451 burgenländische Befragte, unselbständige Beschäftigte und Arbeitslose) zeigt, dass manche Branchen von diesen Belastungen stärker betroffen sind als andere. 42 Prozent der Befragten aus dem Gesundheitswesen glauben, ihren derzeitigen Beruf nicht bis zur Pension ausüben zu können. Um hier gegensteuern zu können, setzt der Samariterbund Burgenland gezielte Maßnahmen.

Sonja Treiber, Wohnbereichsleiterin im Samariterbund-Pflegekompetenzzentrum in Weppersdorf, kennt die Herausforderungen ihres Metiers. Die 45-jährige diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin schätzt an ihrem Beruf, dass es viele schöne Momente, gibt, die Kraft geben und das Herz berühren. Von großem Vorteil ist auch die Vereinbarkeit von Job und Familie, bedingt durch die Nähe zum Wohnort sowie die Möglichkeit von Elternteilzeit. Fort- und Weiterbildung ist jederzeit möglich und wird gefördert.

Junge Menschen für den Pflegebereich begeistern

Generationsübergreifendes soziales Lernen sollte nach Sonja Treibers Auffassung bereits sehr früh am Lehrplan stehen, um das Interesse an der Pflege zu wecken. Außerdem wäre bereits in der Kindheit der Kontakt mit „gesunden, alten Menschen“ prägend und wichtig. Rund 80 Prozent der Beschäftigten in der Pflege sind Frauen. „Mit dem Boys‘ Day werden bereits erste Initiativen gesetzt, um mehr Männer in den Beruf zu bringen, was enorm wichtig wäre“, fasst Sonja Treiber zusammen. 

„Das Land Burgenland hat bereits viele Maßnahmen wie etwa eine bessere Bezahlung mit dem Mindestlohn. Aber auch die Bundesregierung ist gefordert, gute Rahmenbedingungen zu schaffen: Es braucht mehr Geld zur Entwicklung lebenshasengerechter Arbeitszeitmodelle, für Ausgleichszeiten für Arbeitsbereiche mit besonders hoher Belastung – aber auch für noch mehr Arbeitsbehelfe, um die Kolleginnen und Kollegen körperlich zu entlasten“, stellt AK-Präsident Gerhard Michalitsch fest. Die AK Burgenland fordert zudem Maßnahmen für altersgerechtes Arbeiten sowie einen praxisnahen Zugang zur Schwerarbeitspension in der Pflege.

Der Samariterbund startet darüber hinaus ab Herbst das Projekt zur Zertifizierung „Beruf und Familie“ und setzt damit noch weitere Maßnahmen zur Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Andreas Balog, Geschäftsführer Samariterbund Burgenland, betont abschließend: „Soziale Nachhaltigkeit, Gesundheitsförderung für Mitarbeiter:innen, Weiterbildungsmöglichkeiten und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind zentrale Anliegen des Samariterbundes und Bestandteil des Nachhaltigkeitsprogramms für Pflegekompetenzzentren.“

Sonja Treiber (Wohnbereichsleiterin Samariterbund-Pflegekompetenzzentrum Weppersdorf), AK-Präsident Gerhard Michalitsch und Studienautor Reinhard Raml (Geschäftsführer IFES-Institut) bei der Präsentation des Arbeitsklima-Index 2023

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