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Wie man in den Seilen hängt

Seit zehn Jahren engagiert sich Florian Kutschera beim Samaritan Austria – Rapid Response Team (SA-RRT) im Katastrophenhilfsdienst und bildet mittlerweile als zertifizierter Seiltechniker neue Samariter:innen aus.

„Krisen und Katastrophen nehmen tendenziell zu, und öfter, als man denkt, kommt es weltweit zu Erdbeben, bei denen Menschen unter den Trümmern verschüttet werden und in Lebensgefahr geraten“, erzählt Florian Kutschera (34). In solchen Notfällen kommen spezialisierte und standardisierte Einheiten wie das „Medium Urban Search And Rescue“ (MUSAR)-Einsatzmodul des Samariterbundes zum Einsatz, um Menschen in Not rasch und effizient zu helfen. „Die Seiltechnik kommt zum Einsatz, um Personen aus Höhen oder Tiefen zu befreien und ihnen möglichst schnell die medizinische Versorgung, die durch unsere Notfallsanitäter:innen und Notärz:innen sichergestellt wird, zukommen zu lassen“, so Kutschera.

Theorie und Praxis

Florian Kutschera aus Wien ist ein Samariter, der sich mit Herzblut für die Sache engagiert. Seit 2011 ist er beim Samariterbund, zuerst als Zivildienstleistender im Rettungsdienst, danach als Ehrenamtlicher in verschiedenen Bereichen des ASBÖ und seit 2014 auch im Ausbildungszentrum als Lehrsanitäter sowie in der Führungskräfteausbildung. Und als wäre all das noch nicht genug, ist er seit mehr als zehn Jahren in der Katastrophenhilfe des Samariterbundes tätig. 

Grundsätzlich können sich alle aktiven Mitglieder des Samaritan Austria – Rapid Response Teams (SA-RRT), die die erforderlichen Voraussetzungen erfüllen, für die Ausbildung als Seiltechniker:in melden. Das sind zwei Teile: der Basislehrgang und der weiterführende Aufbaulehrgang. Beide orientieren sich an den Richtlinien des Industriekletterns der International Rope Access Trade Association (IRATA) und werden an bis zu 6 Standorten in den Einrichtungen der Höhenwerkstatt in ganz Österreich vermittelt. Zudem wurden einige Inhalte speziell für die Bedürfnisse des SA-RRT und die Gegebenheiten in der Erdbebenrettung angepasst und ergänzt. 

Im Rahmen der Ausbildung erwerben die Teilnehmer:innen wichtige theoretische und praktische Kenntnisse. Dazu gehören u. a. grundlegendes physikalisches Fachwissen, das für die Arbeit im Seil von Bedeutung ist, sowie der korrekte Umgang mit der persönlichen Schutzausrüstung (PSA). Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf den Techniken der Selbstrettung und der Kamerad:innen-Rettung. Es gibt komplexe Seiltechniken, die für das aktive und passive Auf- und Abseilen von Personen, Lasten und Equipment oder das Aufsteigen im Seil erforderlich sind. Zu den vermittelten Inhalten zählen auch das Bauen und Betreiben von verschiedenen Flaschenzügen zur Lastenverlagerung, Techniken zur vertikalen und horizontalen Rettung sowie Methoden für besondere Einsatzsituationen, wie z. B. den Bau einer Schrägseilbahn.

„Im Ernstfall zeigt sich, dass keine Situation wie die andere ist. Im Vorhinein ist schwer zu sagen, unter welchen Umständen die Verschütteten gesucht und gerettet werden müssen. Deshalb wird in den Lehrgängen ein möglichst breites Spektrum vermittelt“, so Kutschera.

Wer schwindelfrei und körperlich fit ist, vielleicht sogar schon etwas Erfahrung beim Klettern mitbringt und Interesse an einer ehrenamtlichen Mitarbeit beim SA-RRT hat, meldet sich unter www.samariterbund.net/khd