Berührungsängste zu fremden Menschen hat Stefanie Göttlich nie gehabt. Schon mit 15 Jahren arbeitete sie im Sozialbereich, war als Behindertenassistentin tätig und betreute Kinder in Frauenhäusern. "Da habe ich viel Arges erlebt", erzählt die heute 23-Jährige.
Doch das war erst der Beginn ihres Engagements für Menschen in Not. Die gebürtige Tirolerin, die seit drei Jahren in Wien lebt, besuchte einen Erste-Hilfe-Kurs beim Samariterbund Wien. Auch hier war der Grund sozial motiviert: "Ich arbeite neben meinem Studium als Kellnerin in einer Bar. Immer wieder kippen Leute vom Sessel. Da ist es gut, wenn man weiß, wie man hilft", lächelt Stefanie.
Der Erste-Hilfe-Kurs machte Stefanie so viel Spaß, dass sie vor wenigen Monaten die Ausbildung zur Rettungssanitäterin startete. Den theoretischen Teil hatte sie bereits abgeschlossen, von den Praxisstunden als Praktikantin erst die Hälfte absolviert, als am 31. Mai ein chinesischer Tourist in der U-Bahn zusammensackte.
Blitzschnell reagierte die junge Frau. Sie überprüfte den Puls, den sie schwach wahrnahm, und forderte die umstehenden Leute auf, die Rettung zu verständigen. Doch plötzlich war der Puls nicht mehr spürbar, der Mann fiel komplett in sich zusammen. "Fünf Sekunden habe ich meinen Mut zusammengenommen und dann mit der Reanimation angefangen", so die Praktikantin.
Als die Berufsrettung eintraf und den Defibrilator anbrachte, reanimierte Stefanie weiter. Schließlich wurde der 71-Jährige in den Rettungswagen gebracht.
Und Stefanie, die von einem 12-Stunden-Nachtdienst gekommen war, fuhr endlich nach Hause: "Ich versuchte runterzukommen, konnte aber kaum schlafen. Ich hatte Adrenalin für drei Tage." Dann erfuhr sie von einem Sanitäter über Facebook, dass der Patient im Krankenhaus stabil sei. Zwei Tage später erreichte sie die erlösende Nachricht, dass der Mann über dem Berg sei und den Unfall überleben werde. "Das war der Moment des Durchatments für mich", so Stefanie.
Nicht nur von Freunden und ihrer Familie wurde Stefanie als Heldin gefeiert. Sämtliche Zeitungen berichteten von der jungen Praktikantin als Lebensretterin. Wir gratulieren sehr herzlich!